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Gegendarstellung von Michael Landes

12. Mai 2006

Zur Stellungnahme von Michael Schumacher vom 12. Mai 2005

Lieber BDA-Kollege Michael Schumacher,

was meinen Sie eigentlich mit dem Wort „retro“?

Ein Gebäude mit einem Dach aus Kupfer, einer Steinfassade, und vertikalen Fenstern ist ein Archetypus, ebenso seine Einzelelemente, die das Gebäude zusammensetzen.

Ist das „retro“ oder „Omas Kleid“?

Alle europäischen Stadtlandschaften – Paris, Rom, London oder Wien u.a. – sind geprägt von Dächern, Mansardendächern und Satteldächern.
Ist das „retro“?

Alle Dächer haben zur Belichtung Gauben oder leicht geneigte Atelierfenster.
Ist das „retro“?

Alle Fassaden von Gebäuden sind gestaltet oder nennen wir es ruhig dekoriert durch Struktur, Material, Farbe, Proportion.
Ist das „retro“?

Sehr viele Gebäude unserer europäischen Städte haben „französische Fenster“ als Kommunikationsraum zwischen privatem und öffentlichem Raum. Glücklicherweise haben wir das wieder entdeckt nach den trostlosen Fensterbändern der „Moderne“.
Ist das „retro“?

Fensterläden oder Schiebeläden, am besten die, die den Licht- oder Sonneneinfall regulieren können, haben glücklicherweise wieder Einzug in Funktion und Gestalt der Fassaden gehalten.
Ist das „retro“?

Erker sind archetypische Elemente von Gebäuden, zum Beispiel denke ich an die großen verzierten Holzerker u. a. in der spanischen Stadt La Coruña.
Ist das „retro“?

Der Bogen als Eingangstor – wie bei der Passage der „Fünf Höfe“ in München von den Architekten Herzog + de Meuron – ist schön.
Ist das „retro“?

Ein Gesims als horizontale Gliederung einer Fassadengestaltung hat auch der „moderne“ Architekt Adolf Loos („nieder mit dem Ornament“) verwendet u .a. bei seiner Villa im Modenapark in Wien.
Ist das „retro“?

Hamburgs neue Hafen City hat als Stadtbausystem die traditionelle Blockstruktur gewählt; die Bebauung sieht an einigen Bereichen Ecküberhöhungen (Türmchen) vor. Herzog + de Meurons Opernhaus ist ein Dach.
Ist das „retro“?

Um was es geht:
1. Architektur ist Einladung zum Leben
2. Architektur ist Atmosphäre
3. Architektur ist Schönheit, Harmonie, Dauerhaftigkeit und Annehmlichkeit
4. Architektur ist Körper
5. Architektur ist Maßstab, Nähe und Distanz, Innen und Außen, Öffentlichkeit und Privatheit
6. Architektur hat den Mensch zum Maßstab
7. Architektur ist Zusammenklang von Materialien
8. Architektur ist Ruhe und Gelassenheit

Nietzsche: „alle guten Dinge haben etwas Lässiges und liegen wie Kühe auf der Wiese“

Beispiele in Frankfurt – Einladung zum Leben Selbstverständlichkeit:
Union in der Hanauer Landstraße
Bebauung Deutschherrnviertel
Opernplatz mit meinem Hotel

Beispiel in Frankfurt – Einladung zum Angucken Aufgeregtheit:
Westhafentower mit seinen aufgeregten Begleiterbauten

Herr Schumacher,
was meinen Sie eigentlich genau,
einfach in die Mottenkiste greifen tue ich bestimmt nicht,
wenn Sie das meinen, und ein Fachmann für Architektur bin ich mit Sicherheit
und Ihre Planungsvorstellungen für ein Hotel sind auch nichts Neues

Michael A. Landes
Architekt BDA
Landes & Partner
Frankfurt am Main, den 12. Mai 2005

Stellungnahme von Michael Schumacher
„Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche.“

Gegendarstellung von Fritz Ludwig