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Städtebau geht vor Verkehrsplanung

10. Juni 2008

Stellungnahme des BDA zum Ausbau der „Alten Bücke“ in Frankfurt am Main

Der Bund Deutscher Architekten BDA Hessen unterstützt die von Prof. Christoph Mäckler formulierte Position gegen den geplanten Ausbau der „Alten Brücke“ in Frankfurt:

  • Durch die neue Mainbrücke am Neubau der EZB wird die „Alte Brücke“ deutlich entlastet werden, bedarf also schon deswegen keiner Verbreiterung;
  • die Straßen auf der Sachsenhäuser Seite würden durch ein Mehr an Verkehr der „Alten Brücke“ überfordert werden.

Der BDA ist überzeugt, dass die Überprüfung dieser Punkte im Praxistest positiv verlaufen und sich der geplante Ausbau als kontraproduktiv erweisen wird.

Doch richtet die Situation, über die aktuelle Diskussion hinaus, den Blick auf Grund satz fragen der Stadtplanung, die es verdienen, grundsätzlich behandelt und entschieden zu werden. Denn was jetzt zur Diskussion steht, ist weit mehr als die Breite einer Brücke. Letztendlich geht es um das in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts geprägte und lange als Dogma gehandelte Leitbild der „autogerechten Stadt“. Es gilt, dieses längst überholte Leitbild endgültig zu verabschieden.

Denn wir sind heute – nicht allein aus Gründen der Nachhaltigkeit, der Schonung unserer Ressourcen Umwelt und Energie, aber auch deswegen – nicht mehr bereit, dem Verkehr und der Verkehrsplanung die absolute Priorität über alles Andere einzuräumen. Die Herausforderung lautet heute, die „menschengerechte Stadt“ des 21. Jahrhunderts zu verwirklichen. Statt Einseitigkeit ver langt diese eine ganzheitliche Betrachtung im Sinne der Lebens qualität, der Aufenthaltsqualität in unseren Städten, in ihren Straßen, Plätzen und Grün flächen, eines harmonischen Stadtbildes und eines menschlichen Maßstabs nicht allein im Stadtkern, sondern im gesamten Stadtgebiet. Städtebau geht also vor Verkehrsplanung.

Das Erreichen dieses Ziels erfordert eine Steuerung des Verkehrs und der von ihm ausgehenden Gefahren und Beeinträchtigungen. Der weitere Ausbau der aus der Zeit des Wiederaufbaus datierenden Stadtautobahnen schadet dagegen den Städten und passt nicht in das Denken, Planen und Gestalten des 21. Jahrhunderts.