Themen

Ein Leben für die Baukultur

1. Mai 2011

Zum 75. Geburtstag von Franz Josef Hamm

Wer heute durch die prächtig restaurierte Altstadt von Limburg an der Lahn spaziert und die großartig erhaltenen Fachwerkhäuser bewundert, der würdigt damit auch das Werk von Franz Josef Hamm,der am 2.Mai 2011 seinen 75. Geburtstag feiert.

Franz Josef Hamm ist einer der großen Pioniere der behutsamen Altstadtsanierung. Der gebürtige Limburger hat durch sein Wirken und sein Werk Maßstäbe im Umgang mit erhaltenswerter Bausubstanz gesetzt.

Schon Anfang der 1970er Jahre, als andernorts Fachwerkgebäude dem Verfall preisgegeben oder gar dem Abriss geweiht waren, machte Hamm sich gemeinsam mit Mitstreitern wie Walter Neuhäuser und Dr. Hildegard Schirmacher auf den Weg, die Fachwerksanierung zunächst in Limburg, später auch im weiten Umkreis, zeitgemäß und sachkundig zu erforschen und umzusetzen.

Stetig und konsequent ging der Architekt in den folgenden Jahrzehnten seinen Weg, Zeugnis und Meilensteine zugleich sind in Limburg die Sanierungen der Häuser Römer 1, Nonnenmauer 7, Fischmarkt 16/17 und 8/ 9, Barfüßerstraße 6, die kleine Domtreppe 7, Rossmarkt 15.

Aber auch im weiten Umkreis hat Hamm markanten Spuren hinterlassen – etwa mit den sanierten Rathäusern in Dausenau oder in Neustadt, dem Stein`schenhof in Kirberg, der Wasserburg Langenau und der Wiederherstellung der Burg Lahneck, der Sanierung des Leininger Hof in Mainz wie des alten Schlosses in Büdesheim und der Schlosskapelle in Molsberg.

Dies ist nur ein kleiner Auszug aus dem Ouevre des engagierten Architekten. Franz Josef Hamm ist es dabei stets gelungen, der Tradition der Moderne in seiner funktionalen Entwurfshaltung zu folgen, dies aber auch in Einklang zu bringen mit dem historischen Gefüge und seiner Bildhaftigkeit.

Die architektonische Handschrift von Hamm ist immer eindeutig erkennbar. Plakativ historisierende Motive, wie sie etwa zu Zeiten der Postmoderne en vogue waren, sind in Hamms Werk nicht zu finden. Franz Josef Hamm arbeitet trotzdem oder gerade deshalb zeitlos im Kontext seiner Umgebung und seiner Zeit, kontinuierlich, detailgerecht und stets fortschrittlich.

Der Limburger Hamm, Sohn von Anna Maria und Adam Hamm, einem Eisenbahner, der älteren Limburgern noch durch sein ehrenamtliches Engagement in Gesangwesen in Erinnerung ist, hat sich durch sein Engagement früh einen Ruf über die Stadt hinaus gemacht: Gottfried Kiesow, der Gründer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, vertraute Hamms Rat bei der Einführung des hessischen Denkmalschutzgesetzes 1974-1977; Heinrich Klotz, der Gründer des deutschen Architekturmuseums Frankfurt, würdigt in seinem Buch „Weitergeben – Erinnerungen“ Hamm und Schirrmacher mit der schon 1970 begonnen Sanierung der Limburger Altstadt als Wegbereiter des Erhaltes der Fachwerkstadt Marburg.

Viele Auszeichnungen und Preise belegen die jahrzehntelang anhaltende Qualität von Hamms Wirken auf hohem Niveau: So erhält er den Rompreis der Villa Massimo verbunden mit einjährigem Stipendium in der italienischen Hauptstadt, er empfängt  den Staatspreis für Architektur und Städtebau Rheinland-Pfalz (für die Sanierung des Leininger Hofs ) sowie den Denkmalschutzpreis Wetterau und zuletzt, im Jahr 2010, den Bundesdenkmalschutzpreis für die Kapelle Schloss Molsberg.

Franz Josef Hamm hat sich erst nach einer Lehre als Bankkaufmann (1952-1955) und einem Praktikum in einem Bauunternehmen für die Architektur entschieden. Er studierte von 1957 bis 1960 nach an der Staatsbauschule in Idstein, der heutigen Hochschule Rheinmain in Wiesbaden. Nach Lehrjahren in Architekturbüros in Wiesbaden und Limburg macht er sich 1965 – es war die Zeit des Wirtschaftswunders – selbstständig, von 1970 bis 1975 arbeitete er in Partnerschaft mit Walter Neuhäuser. Auch heute, im Altern von 75 Jahren, ist er noch mit seinem Architektenpartner Jörg Torsten Brod aktiv, unter anderem saniert das Büro die Fachwerkzeile am Frankfurter Römerberg.

Franz Josef Hamm arbeitet nicht nur in seinem Beruf, besser gesagt in seiner Berufung, akribisch, genau und bis ins Detail konsequent, er ist auch ein würdiger und geschätzter Vertreter seines Berufstandes. Er hatte Lehraufträge an der Gesamthochschule Kassel und der Fachhochschule Koblenz, und auch seine zahlreichen Fachvorträge waren und sind die logische Konsequenz und der Beleg seines erfolgreichen und fundierten Wirkens als Architekt.

Sein Engagement im Bund deutscher Architekten BDA (u. a. Vorstandsmitglied BDA-Gruppe Wiesbaden 1972-1998 / Mitglied Arbeitskreis Architektur und Denkmalpflege BDA Bundesverband 1973-1981 ) und in der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (u. a. Mitglied der Vertreterversammlung 1980-2004 / Mitglied in den Ausschüssen (Öffentlichkeitsarbeit bzw. Denkmalpflege 1980-1996)) und im Programmausschuss des deutschen Werkbund Hessen sind Ausdruck eines hohen selbstlosen und verantwortungsvollen Einsatzes für die Baukultur.

Franz Josef Hamm ist ein Mann mit hohem bürgerschaftlichem Engagement und wohl auch Pflichtgefühl, beispielsweise als 1. Vorsitzender einer Bürgerinitiative für den Denkmalschutz in Limburg (1975-1987), als Mitglied im Kuratorium der Stiftung Ernst Moritz Engert Limburg (seit 1980) oder als längjähriges noch aktives Vorstandsmitglied des Förderkreises Bildende Kunst Limburg.
Auch als Kunstkenner und Sammler moderner Kunst ist Hamm vielen Menschen als Kurator, Ausstellungsmacher, Berater und Leihgeber bekannt.

Franz Josef Hamm gratulieren bei einem gutem Glas Wein zu seinem Geburtstag sicher nicht nur seine Familie, viele treue Bauherrn und Kollegen unterschiedlicher Generationen, sondern auch viele Freunde, die den gastfreundlichen Mann mit dem markanten Profil als engagierten Zeitgenossen mit klaren Prinzipien kennen und schätzen gelernt haben.

Zahlreiche gute Wünsche für noch viele Jahre mit ausreichend Muße sind dem Jubilar gewiss.

André Kramm Architekt BDA, Limburg