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Potenzial Kulturcampus Bockenheim nutzen

1. Dezember 2011

BDA Frankfurt befürchtet, dass Chancen für Stadt und Region ungenutzt bleiben.

Mit Sorge beobachtet der BDA die jüngsten Entwicklungen zur Konversion des Universitätscampus Bockenheim. Den Versprechungen, dass auf dem Areal mit einem Kulturcampus, „ein neues Zentrum für die Kreativgesellschaft“ entstehen soll, dass der Kulturcampus für Frankfurt am Main und die Region „zum Impulsgeber für die internationalen zeitgenössischen und darstellenden Künste mit Musik, Tanz, Performance und Theater“ werden soll, (Oberbürgermeisterin Dr. h. c. Petra Roth am 2. September 2010), „dass etwas Neues, etwas ganz Neues“ (Stadtrat Prof. Dr. Felix Semmelroth, ebenfalls am 2. September 2010) entstehen soll, sind bislang nicht die notwendigen Schritte gefolgt, um diese Versprechen einzulösen.

Der BDA fürchtet, so der Vorsitzende des BDA Frankfurt Till Schneider, „dass eine für die Stadt Frankfurt und die gesamte Region einmalige Chance vertan wird und zu schnell Entscheidungen getroffen werden, die verhindern, dass das Potenzial der begonnenen und vom BDA ausdrücklich begrüßten Neuorientierung der Entwicklung in Bockenheim ausgeschöpft werden kann. Dem Zeitplan, demzufolge der B-Plan im Sommer 2012 verabschiedet werden soll, dürfen nicht andere Qualitätskriterien unter­geordnet werden.“

Im Einzelnen bezieht sich die Kritik des BDA auf folgende Aspekte:

– Bislang gehen die Stadt und die mit der Entwicklung beauftragte ABG Holding davon aus, dass der Bebauung das Ergebnis des Wettbewerbs von 2003 zugrunde gelegt wird. Inzwischen haben sich aber Nutzungen, Funktionen und Rahmenbedingungen grund legend gewandelt. Statt eines durch Wohnen ergänzten Bürostandorts soll nun ein Kulturcampus entstehen: „Geplant ist eine Nutzungsmischung von bestehenden und neuen kulturellen Einrichtungen, Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel, Gastronomie, Infrastruktur und qualitätvollen öffentlichen Räumen. Der Maßstab der Entwicklung soll sich hierbei an der vorhandenen Bebauung und den benachbarten Quartieren orientieren. Auf dem Kulturcampus Frankfurt sollen Synergieeffekte zwischen den bereits vor Ort ansässigen kulturellen Einrichtungen der Senckenberg Gesellschaft und der städtischen Bühnen mit den neu geplanten Einrichtungen der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und den verschieden Institutionen des Kulturforums e.V. erzielt werden.“ (Internetseite des Stadtplanungsamtes Frankfurt)

Die für eine überwiegende Büronutzung konzipierte Typologie ist dem neuen Planungsziel nicht angemessen. Neben funktionalen Kriterien erfüllt der Wettbewerbsentwurf nicht den neuen Anspruch, eine über die Stadt hinaus wirkende Idee zu transportieren, ist die Struktur nicht geeignet, als Leitbild einem neuen Verständnis von städtischer Kultur als wichtigem Träger städtischen Lebens und wirtschaftlicher Entwicklung gerecht zu werden. Zudem ist bislang der Wunsch vieler Bürger, Teile des Bestands der Nachkriegszeit zu erhalten, wenig berücksichtigt worden.

Link zur pdf-Datei mit Darstellung des Wettbewerbsergebnisses von 2003  finden Sie am Ende der Seite.

Link zur aktuellen Rahmenplanung auf den Seiten der Stadt Frankfurt

– Der BDA fürchtet um eine Vernachlässigung des maßgeblich schon durch die Namensgebung postulierten kulturellen Anspruchs. Während der Wohnungsbau kompetent vorangetrieben wird, was nicht in Frage gestellt werden soll, fehlt es an einer Expertise für die kulturelle Nutzung, für die gezielte räumliche Kombination unterschiedlicher kultureller Akteure, für eine zwischen ihnen Synergien fördernde Gestaltung. Der BDA fürchtet, dass die Chance, das einseitig auf den Dienstleistungssektor reduzierte Image Frankfurts über dessen Grenzen hinaus zu korrigieren und der Bedeutung der Kreativwirtschaft für die Weiterentwicklung der bestehenden Stadt gerecht zu werden, vertan wird.

Der BDA fordert daher, die kulturellen Nutzer in die Weiterentwicklung des Areals früh und angemessen, also parallel zu den Planungswerkstätten, in den Planungsprozess miteinzubeziehen und den kulturellen Institutionen und Trägern so bald wie möglich Planungssicherheit zuzugestehen. Es sollten Erfahrungen aus anderen Städten ein geholt werden, ein multidisziplinär besetzter Fachbeirat kann weitere Impulse geben.

– Der BDA begrüßt ausdrücklich die Einrichtung von Planungswerkstätten und die begonnene intensive Auseinandersetzung mit Bürgerinteressen als einen geeigneten Weg, dieses Interesse zu berücksichtigen. Planungswerkstätten können jedoch die städtebauliche Fachplanung und Kompetenz nicht ersetzen.

Der BDA fordert deswegen, einen an die Planungswerkstätten anschließenden offenen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen, in dem das Ergebnis der Planungswerk stätten berücksichtigt werden soll. Analog zu Verfahren bspw. in Berlin (Verfahren Planung zur Parklandschaft Tempelhofer Feld) können die Wettbewerbsergebnisse wieder mit Bürgern und kulturellen Trägern diskutiert und auf der Basis derer Anregungen überarbeitet zur Grundlage der Quartiersentwicklung gemacht werden.

Till Schneider
Vorsitzender BDA Frankfurt

Ernst Ulrich Scheffler
stellv. Vorsitzender BDA Frankfurt

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