Themen

Entscheidung: BDA-Architekturpreis „max40 – Junge Architekten 2016“

15. März 2016

Der BDA-Architekturpreis „max40 – Junge Architekten 2016“ ist entschieden. Die vom BDA Baden-Württemberg, dem BDA Bayern, dem BDA Hessen, dem BDA Rheinland-Pfalz und dem BDA Saarland einberufene Jury versammelte sich am Dienstag, dem 1. März 2016 von 10 bis 15 Uhr in der Frankfurt University of Applied Sciences in Frankfurt am Main.

Von 42 eingereichten und 37 zur Bewertung zugelassenen Arbeiten wurden 15 Arbeiten in drei Wertungsgruppen – Engere Wahl, Anerkennung, Preis – ausgezeichnet.

max40__Logo_02
max40__Logo_02

Alle 15 ausgewählten Arbeiten werden in einer Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum DAM in Frankfurt präsentiert. Die Ausstellung wird danach als Wanderausstellung an zahlreichen anderen Orten gezeigt; zudem werden der BDA-Architekturpreis und die Preisträger in einem Katalog dokumentiert.
Ausstellungsdauer: 6. Juli – 16. Oktober 2016
Eröffnung: 5. Juli 2016

Der Jury gehörten an:
Nils Ballhausen, Berlin, freier Autor und Publizist
Prof. Lydia Haack, Haack + Höpfner. Architekten und Stadtplaner BDA, München, stellvertr. Landesvorsitzende BDA Bayern
Markus Lanz, Lanz • Schwager Architekten BDA, Konstanz, Landesvorstand BDA Baden-Württemberg
Peter Cachola Schmal, Direktor Deutsches Architekturmuseum DAM, Frankfurt am Main
Prof. Andrea Wandel, Wandel Lorch Architekten und Stadtplaner BDA, Saarbrücken, BDA Saarland
Susanne Wartzeck, sturm + wartzeck architekten bda und innenarchitekten, Dipperz, Landesvorsitzende BDA Hessen

Mit der Kategorie „Preis“ werden ausgezeichnet:

  • o5 Architekten, Joachim Raab, Jan-Henrik Hafke, Ruben Lang, Frankfurt am Main: Quartierszentrum Ringheim, Großostheim
  • Studio Rauch Architektur, Stephan Rauch, München: Doppelhaus, Moorenweis
  • su und z Architekten, Stefan Speier, Reinhard Unger, Florian Zielinski, München: Pavillon für Kinder, München
  • tillicharchitektur, Kurt Tillich, München: Produktions- und Bürogebäude Textilmacher, München
  • Buero Wagner, Fabian Wagner und STUDIO_KREFT, Andreas Kreft, München: Bar Gamsei, München
  • Zitzelsberger Architektur/Stadtplanung, Max Otto Zitzelsberger, München: Sanierung historisches Stadl, Kneitling

Als „Anerkennung“ werden ausgezeichnet:

  • Frey Architekten, Stuttgart: Einfamilienhaus, Ostfildern
  • ludwig.schönle, Stuttgart: Platanenkubus, Nagold
  • hausfreunde Architekten, Passau: HYT, mobile Übernachtungseinheit, Bernried
  • pauly+fichter planungsgesellschaft, Neu-Isenburg: Verwaltungsgebäude mit Werkstatt und Magazinhalle, Raunheim
  • pfanzelt architekten, Lechbruck am See: Haus S, Riezlern/Kleinwalsertal (A)

Als „Engere Wahl“ sollen präsentiert werden:

  • MIND architects collective, Worms: Büro- und Wohnhaus, Bischofsheim
  • Daniel Morber Architektur, Mainz: Umbau und Sanierung Hofreite, Saulheim
  • Studio Martin Schroth, Rothenburg ob der Tauber: Haus F, Würzburg
  • Tochtermann Wündrich Architekten, München: 6×8 m, Haus für ein Ehepaar, Wien (A)

Hintergrund
Der BDA Baden-Württemberg, der BDA Bayern, der BDA Hessen, der BDA Rheinland-Pfalz und der BDA Saarland haben zum ersten Mal gemeinsam den BDA Architekturpreis „max40 – Junge Architekten“ vergeben.

An dem Preis teilnahmeberechtigt waren in der Kammer eingetragene Architekten, die am 1. Januar 2016 das 41. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten und ihrer Tätigkeit in einem der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland nachgingen. Einzureichen war ein realisiertes Projekt (die Größe der realisierten Arbeit war nicht ausschlaggebend) sowie die ausführliche Darstellung des Konzeptes, das zum Ergebnis geführt hat.

Mit diesem Preis macht der BDA auf die Arbeit von jungen Architekten aufmerksam und fördert die Auseinandersetzung um gute Architektur, die durch die Ideen, Konzepte und Lösungen junger Kollegen bereichert wird. Der Preis steht für das Selbstverständnis des BDA, für funktionale, räumliche und ästhetische Qualitäten im Sinne von Bauherrn, Nutzer und Bürger einzutreten und gute Architektur bekannt zu machen.

Die von der Jury anerkannte hohe Qualität der eingereichten Arbeiten stand einer Teilnehmerzahl gegenüber, die sichtbar macht, wie schwer es für junge Architekturbüros in Deutschland ist, eine Bauaufgabe übertragen zu bekommen. Es müssten daher, so die Juryvorsitzende Susanne Wartzeck, „alle Anstrengungen unternommen werden, die Berufschancen für junge Büros zu verbessern“. Allerdings stehe zu befürchten, dass sich, insbesondere vor dem Hintergrund anstehender Gesetzesänderungen wie der Neureglung des Vergaberechts, die Lage nicht verbessere.

Aus dem Urteil der Jury
o5 Architekten, Joachim Raab, Jan-Henrik Hafke, Ruben Lang, Frankfurt am Main
Quartierszentrum Ringheim, Großostheim
Mit dem Quartierszentrum in Ringheim schufen die Architekten Joachim Raab, Jan-Henrik Hafke und Ruben Lang einen Ort der generationenübergreifenden Begegnung, der sich durch seine klare tektonische Sprache und seinen selbstbewussten Ausdruck als Mittelpunkt auf dem Schulcampus zwischen Schule, Sportplatz und Turnhalle behauptet. Dabei wurde das Hauptvolumen – ein großer Saal – zwischen zwei massive, geschlossene Baukörper eingespannt, in denen die dienenden Funktionen untergebracht sind. Der vielseitig nutzbare und unterteilbare Allzweckraum, der sich beidseitig mit einer raumhohen Verglasung zum Außenbereich öffnet, ist in seiner Ästhetik von der Klarheit und Einfachheit der verwendeten Materialien, hell pigmentierten Holzwerkstoffplatten, Sicht-Zementestrich und Sichtbetonstützen, geprägt. Die großformatig verglasten Öffnungen sind von sieben tiefen Sichtbetonlaibungen gerahmt, die der Fassade ihren harmonischen Rhythmus geben. Durch die räumliche Tiefe dieser umlaufend abgeschrägten Betonwandungen wird das Relief der Fassade gestärkt und gleichzeitig eine Übergangszone zwischen Innen- und Außenraum geschaffen. Sowohl die klare Tektonik als auch die disziplinierte Detaillierung sind Ergebnis einer großen Sorgfalt und stärken in ihrer haptischen Qualität den baulichen Gesamtausdruck. Dem jungen Architektenteam ist es so gelungen, eine selbstverständliche wie identitätsstiftenden Architektur zu schaffen, die im Einklang mit der Bauaufgabe steht. (Für die Jury: Lydia Haack)

Studio Rauch Architektur, Stephan Rauch, München
Doppelhaus, Moorenweis
Bestechend einfach, unaufgeregt, angemessen. Mit diesen Attributen lässt sich das Doppelhaus in Moorenweis bei einer ersten Annäherung beschreiben. Eine schwarze Perle im Einerlei der zahllosen Siedlungsgebiete mit gesichts- und charakterlosen Wohn- und Schlafstätten. Ein Haus das selbstverständlich auf dem Grundstück steht, sich behauptet, trotz seiner ruhigen und einfachen Erscheinung, oder gerade deswegen. Ein bemerkenswertes Beispiel, wie in der Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Bauherren und den örtlichen Bauvorschriften etwas Besonderes entstehen kann. Stephan Rauch hat mit den Vorgaben des Bebauungsplanes nicht gehadert, sondern diese als Chance erkannt. Die beim flüchtigen Hinsehen bisweilen irritierende Wirkung der spiegelsymmetrischen Giebelfassade verleiht dem Gebäude etwas Spannungsvolles. Die äußere Erscheinung macht neugierig auf das Innenleben. Das, was das Äußere verspricht, wird innen in gleicher Qualität und Anmutung fortgesetzt. Mit wenigen und einfachen Mitteln wird über die beiden Hauptwohngeschosse hinweg eine spannungsvolle Raumabfolge geschaffen, mit interessanten Durch- und Ausblicken. Zusammengefasst: Wohnen pur! Der Architekt und die Bauherren sind für das gelungene Werk zu beglückwünschen! Alles in allem ein sehr erfrischender Architekturbeitrag, auch über den max40-Preis hinaus ein Plädoyer für die Unbefangenheit, mit der man sich dem eher alltäglichen Thema des Doppelhauses nähern kann. (Für die Jury: Markus Lanz)  

su und z Architekten, Stefan Speier, Reinhard Unger, Florian Zielinski, München
Pavillon für Kinder, München
Das kleine Nebengebäude für eine Kindertagesstätte in München bietet Abstellmöglichkeiten für Spielgeräte und einen Sanitärraum nah bei den Außenspielflächen. Gleichzeitig entsteht ein überdachter Freiraum der vor Regen und Sonne schützt. Den Entwurfsverfassern gelingt es aus dieser Bauaufgabe aufgrund der Materialwahl und den sehr präzisen Fügungen ein kleines Schmuckstück zu entwickeln. Maßstäblich und geradezu selbstverständlich setzt sich der Baukörper aus Holz in die Freianlagen der Kita. Ein seitlicher Zugang über eine Rampe und eine Öffnung zum Westermühlbach stellen feine räumliche Bezüge her. Die leicht erhöhte Plattform kann als Sitzgelegenheit genutzt werden, gleichzeitig lädt sie zum Spielen ein. Der überdachte Einschnitt öffnet sich zu den Freiflächen und bildet einen kleinen Bühnenraum aus. Die Jury überzeugt der gewissenhafte Umgang mit dieser kleinen Bauaufgabe und hofft dass dieses gelungene Beispiel eines Nebengebäudes Schule macht! (Für die Jury: Susanne Wartzeck)  

tillicharchitektur, Kurt Tillich, München
Produktions- und Bürogebäude Textilmacher, München
Der Gewerbebau, der die Produktions- und Büroflächen eines Unternehmens aus dem Bereich Stickerei und Textildruck beherbergt, ist eine wohltuende Ausnahme in einem überwiegend ungestalteten Industriegebiet im Münchner Norden. Der Baukörper nutzt seine exponierte Lage auf einem Eckgrundstück für den besonderen Auftritt: kraftvoll, selbstbewusst, eigen, aber nicht eitel oder gar geschwätzig. Der dreigeschossige Quader wird durch ein Gebäuderaster gegliedert, übergroße Fensteröffnungen zeigen sein Innenleben. Die Sandwich-Fassadenmodule mit ihrer Schale aus poliertem, mattgrauem Beton wirken sauber zusammengefügt. Die „gefaltete“ Oberfläche erinnert dabei ungezwungen an etwas Textiles. Durch Faltung lässt sich bekanntlich auch ein dünnes Material (etwa Blech) stabilisieren. Indem der Architekt diese konstruktive Technik mit einer Betonfassade illustriert, erhält der eigentlich schwere Bau etwas Leichtes – eine hintergründige Spielerei mit den visuellen und technischen Erfahrungen des Betrachters. Diese Doppeldeutigkeit, nicht zuletzt aber auch seine innere Großzügigkeit und Flexibilität, machen das Gebäude zu einem beispielhaften Beitrag einer zeitgemäßen Industriearchitektur. (Für die Jury: Nils Ballhausen)

BUERO WAGNER, Fabian A. Wagner, München und STUDIO_KREFT, Andreas Kreft, München
Bar Gamsei, München
Auch wenn die kleine Cocktailbar Gamsei mit ihrer besonderen Philosophie der Verarbeitung von Naturprodukten nur zwei Jahre im Glockenbachviertel in München existieren konnte, so haben die Architekten Fabian Wagner und Andreas Kreft im Jahr 2013 mit ihrer Innenraumarchitektur doch einen ganz besonderen Ort geschaffen, den die Jury des BDA mit einem Preis auszeichnen möchte. Die Cocktailbar überzeugt neben ihren guten Details und sauberen Fügungen mit einer konsequenten Integration unterschiedlicher Funktionen in ein Gestaltkonzept. Die Atmosphäre des Raumes mit seiner ungewöhnlichen Nutzungsidee ist geprägt von einer klaren Linienführung, Ordnung und Reduktion auf das Wesentliche, ohne dabei monoton oder steril zu wirken. Vielleicht haben beim Einsatz des regionalen Eichenholzes Analogien zur Tradition bayrischer Wirtshäuser durchaus eine Rolle gespielt. Nachvollziehbar wurde handwerkliches Können genutzt und in eine moderne, eigenständige und innovative Sprache übersetzt, die der Aufgabe einer Bar gerecht wird und dem Raum seine besondere Atmosphäre verleiht. Die selbsthergestellten Produkte der Cocktailbar werden dabei optimal in Szene gesetzt. Hier „hängt der Himmel nicht voller Geigen“ aber die Decke voller weißer Keramikflaschen mit den selbst hergestellten Likören und Essenzen. Sowohl im Zusammenspiel der Materialien als auch in der hochwertigen Verarbeitung werden die subtile Gesamtkonzeption und eine sorgfältige Planung erkennbar und geben dem Ort seinen unverwechselbaren Charakter. (Für die Jury: Andrea Wandel)

Max Otto Zitzelsberger, München
Sanierung historischer Stadl, Kneiting
Ein Scheune am Dorfrand von Kneitling, in der Nähe von Regensburg gelegen. Ein ganz normaler Holzstadel, der nichts weiter sein will als eben ein Holzstadel. Aber was für einer. Ein vorhandenes, noch intaktes Satteldach mit roten Ziegeln. Eine Holzkonstruktion, leicht ergänzt und auf ein neues Fundament gehoben. Mit einer neuen Fassade. Einerseits gefügt wie früher, andererseits verbrettert auf ungewöhnliche zeitgemäße, gar großstädtische Art. Schattenwerfende, ungewöhnlich kurvig abgeschnittene Querbretter gliedern die Wetterseite. Mit horizontalen Unterteilungen, die es erlaubten, dass die Bretter nicht zu lang sein brauchten, so dass billigere und kürzere Bretter verwendet werden konnten. Die Bretter mit kleinen Fugen erlauben eine gute Durchlüftung. Das kleine, normale und doch ganz und gar ungewöhnliche Werk steht für das erste Haus eines jungen Architekten. Noch ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Florian Nagler. Aber schon bald werden wir uns seinen Namen merken müssen. Soviel handwerkliche, fast romantische Poesie der Fügungen sieht man selten. Und das ist ganz groß! (Für die Jury: Peter Cachola Schmal)

Anfragen zu Bildmaterial bitte per .

Bund Deutscher Architekten BDA im Lande Hessen
Landessekretariat
Braubachstraße 10/12
60311 Frankfurt am Main

Downloads