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Der BDA Hessen trauert um Albert Speer

18. September 2017

Mit Albert Speer verliert der BDA einen charismatischen Planer, einen aufmerksamen Zuhörer, einen umsichtigen Strategen und einen großartigen Menschen.

Foto: AS+P Albert Speer + Partner GmbH/ Robert Fischer
Foto: AS+P Albert Speer + Partner GmbH/ Robert Fischer

Albert Speer wurde 1934 geboren. Nach einer Schreinerlehre studierte er an der TH München Architektur und gründete 1964 ein eigenes Büro, aus dem 1984 das Büro Albert Speer + Partner hervorging, das weltweit tätig ist. Ende 2016 gab er die Geschäftsführertätigkeit bei AS+P ab.

Im Fachbereichs ARUBI (Architektur, Raum- und Umweltplanung, Bauingenieurwesen) der Universität Kaiserslautern war er von 1972 bis 1997 Inhaber des Lehrstuhls für Stadt- und Regionalplanung und baute den Studiengang Raum- und Umweltplanung mit auf. 1995 gründete er die Albert Speer-Stiftung, die sich der Förderung und Ausbildung des Architekten- und Planernachwuchses widmet.

Sein weltweiter Einsatz für eine umweltgerechte und menschenfreundliche Stadtplanung wurde mehrfach gewürdigt. 2003 erhielt er die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main, 2004 wurde er mit dem Großen Architekturpreis des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. ausgezeichnet, 2006 wurde ihm dasVerdienstkreuz am Bande verliehen. 2011 erhielt er die Ehrenprofessur der TU München.

Prof. Albert Speer verstarb am 15. September plötzlich und unerwartet im Alter von 83 Jahren in Frankfurt am Main.

 

Nachruf von Jens Jakob Happ

Albert Speer – Denken im größeren Maßstab

Eigentlich hätte alles anders kommen müssen, eigentlich war dieser Lebensweg der unwahrscheinlichste aller möglichen Wege. Jeder andere wäre an der Last des Namens, am Erbe des Vaters verzagt, hätte einen Beruf weitab vom Vater, einen anderen Namen gewählt. All das hat Albert Speer, der Sohn, nicht gemacht. Er ist den unmöglichen Weg gegangen, voller Widerstände und hat es geschafft, ihm ist ein erfülltes Leben geglückt.

Im Rückblick mögen die einzelnen Stufen dieses Weges folgerichtig erscheinen. Der frühe Ausbruch aus der familiären Zwangsjacke, die Entscheidung, die Schule abzubrechen und stattdessen eine dreijährige Schreinerlehre zu machen, war der erste Befreiungsschlag. Der Umgang mit dem Material Holz kann auch als ein Bruch mit der Familientradition der steinernen Häuser und steinernen Herzen gelesen werden. Das einzige Haus, das er für sich selbst plante, war das Ferienhaus am Riegsee, ein Holzhaus.

Die Ärmel hochkrempeln, das ist so ein typisches Bild, dass ich von ihm vor Augen habe, wenn eine Besprechung im Büro begann. Loswerden was einengt, im Denken, im Leben, bei der Arbeit. Das Reisen war ein Weg sich zu öffnen und die Reiselust begann früh, eine erste Reise führte mit der Vespa durch die Türkei in den 1960er Jahren, später folgten im Wochenrhythmus immer fernere Ziele.
Es gab so viel zu lernen, zu erkunden und zu entdecken und seine Neugier nahm nie ab, auf Menschen und Lebensweisen ebenso wie auf Länder und Städte. Dies alles hat sein Büro und seine Mitarbeiter stark geprägt. Frankfurt war der Heimathafen, aber seine Welt war so viel größer und die Aufgaben, die sich boten, so viel reicher und vielfältiger als diese eine Stadt Frankfurt und dieses eine Land Deutschland.

Leben ist Risiko, das war sein Motto. Das Scheitern gehört dazu. Drei Anläufe brauchte das Büro, um dann Ende der 1980er Jahre stabil dazustehen und seither immer weiter zu wachsen. Über seine Art zu skizzieren haben wir uns früher ein wenig lustig gemacht, wieder so ein „Haribo-Plan“, alles voller Farben und ein wenig kindlich. Diese Pläne waren das Ergebnis genauester Analyse und klaren Denkens und sie waren anderen Überlegungen immer weit voraus. Sie waren einfach zu lesen, leicht verständlich und öffneten Räume, zeigten die Richtung auf. So auch seine Sprache und seine Texte. In klaren einfachen Worten kam er direkt zum Kern, ohne lange Umwege.

Umwege waren nichts für ihn, strategisches Denken schon. Er konnte sich auf vieles einstellen und mit den unterschiedlichsten Menschen kommunizieren. Seine Großzügigkeit kannte keinen Dünkel oder Überheblichkeit im Umgang mit den Menschen. Er wohnte zur Miete und fuhr ein altes Auto. Diese uneitle Art ermöglichte ihm den Zugang zu sehr unterschiedlichen Welten und das machte er sich zunutze. Sein Netzwerk war so unerschöpflich, wie seine Ideen, auf neue Ziele loszugehen. Vorausschauend hat er sich und sein Büro auf neue Aufgaben eingestellt und hat die Aufgaben dort gesucht, wo andere noch lange nicht waren. Vorausschauend hat er auch sein Büro organisiert, hat früh einen Kreis von Partnern gewonnen und es geschafft, auch alles wieder abzugeben, an die nächste Generation.

Verantwortung abgeben, delegieren, motivieren, darin war er ein Meister. Vor wie vielen Aufgaben standen wir zunächst ratlos, ungewiss wie dies oder jenes jemals zu leisten wäre. Und die Bandbreite der Aufgaben war phantastisch. Seine Einstellung, den Dingen unbefangen gegenüberzutreten, gab uns die Kraft, an uns selbst zu glauben, auch über uns hinauszuwachsen. Sie begründet bis heute den stetigen Erfolg seines Büros. Sein Denken im größeren Maßstab wird bleiben.

Jens Jakob Happ war von 1990 – 2006 im Büro AS&P tätig, davon 2000-2006 als Partner und Teilhaber AS&P-Albert Speer & Partner GmbH. 2006 gründete er sein eigenes Büro happarchitecture in Frankfurt am Main.