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Weiterentwickeln, Beschließen, Umsetzen

3. Juli 2019

Der BDA Frankfurt fordert die Fortschreibung des Frankfurter ISTEK

An einem strategischen Planungsrahmen für die Entwicklung der Stadt Frankfurt und die Definition von räumlichen und qualitativen Entwicklungszielen fehlt es seit langem. Deswegen begrüßt der Bund Deutscher Architekten BDA, Gruppe Frankfurt, das nun vorgestellte Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISTEK) FRANKFURT 2030+. Es kann eine wertvolle Grundlage für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung bilden und Wege zur Erreichung definierter Ziele aufzeigen. Dass auch zahlreiche Ämter sich bei dem vorliegenden Dokument beteiligten, lässt hoffen, dass das Werk nicht in der Schublade verschwindet, sondern als lebendiger und dynamisch zu pflegender Handlungsrahmen tatsächlich Eingang in das Planungsgeschehen findet. Damit das „Strategiepapier“ nicht nur Papier bleibt, damit den schönen Worten auch entsprechende Taten folgen, fordern die im Frankfurter BDA organisierten Architekten und Stadtplaner notwendige Konkretisierungen, Zielvereinbarungen und Instrumente. Diese können nur im fortgesetzten Dialog von Politik, Verwaltung, Stadtgesellschaft und Experten erarbeitet und letztlich beschlossen werden. Der BDA, der sich für ein zukunftsfähiges Frankfurt engagiert, der sich mit der Stadt identifiziert, wird sich fachlich und mit Ortskenntnis in diese Diskussion einbringen.

Im Einzelnen steht der BDA hinter folgenden Leitpunkten:

Wohnungsbau:

Das Leitprojekt „Frankfurter Entwicklungsmodell“ für Wohnungsbau kann in der beschriebenen ganzheitlichen Betrachtungsweise einen wesentlichen Strategiewechsel bei der Erhaltung und Schaffung von bezahlbarem Wohnraum werden. Ob „sozialgerechte Bodennutzung“, ob „gemeinschaftliche und genossenschaftliche Wohnprojekte“ oder eine „transparente und faire Beteiligung der am Planungsmehrwert Begünstigten an den ausgelösten Kosten für Infrastruktur“: Falls diese selbstgesetzten Handlungsanweisungen umgesetzt werden, könnte Frankfurt Wege beschreiten, die in anderen Großstädten bereits erfolgreiche Praxis sind. Um auf die noch immer wachsende Wohnungsnachfrage reagieren zu können, sind auch Stadtteile mit bisher geringer Dichte nachzuverdichten. Dazu müssen aber gleichzeitig die öffentlichen Grün- und Freiräume (re)qualifiziert werden.

Boden- und Liegenschaftspolitik:

Eine veränderte Bodenpolitik ist in diesem Kontext als Steuerungsmechanismus unumgänglich. Nicht nur um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sondern auch um eine soziale, funktionale und wirtschaftliche Vielfalt zu erhalten und weiter auszubauen, sind bezahlbare Grundstücke nötig. Insbesondere vor dem Hintergrund der gegebenen Eigentumsverhältnisse von Grund und Boden in dieser Stadt ist ein vorausschauendes Flächenmanagement geboten. Auch in diesem Bereich sollte sich Frankfurt ein Beispiel an anderen Städten und Metropolen nehmen, die teilweise seit Jahrzehnten bewährte Mechanismen – das Ulmer Modell der Bodenpolitik etwa, das Münsteraner Modell der sozialgerechten Bodennutzung beispielsweise – entwickelt haben. Die Stadt sollte dauerhaft anstreben, mehr Boden zu erwerben – und nur bei Konzeptverfahren zum Festpreis Boden veräußern.

Urbane Lebenszentren:

Die angestrebte Stärkung der sozialen Infrastruktur ist ein wichtiger Hebel der Entwicklung der Stadtteile. Um lokale Einzelhandels-, Gewerbe- und Dienstleistungsstrukturen zu festigen, sollte die Stadt ein strategisches Management von zentralen Erdgeschossflächen in Entwicklungsgebieten übernehmen. Was in der Neuen Altstadt möglich ist, sollte auch in bestehenden und künftigen Quartierszentren möglich sein, um lebendige, vielfältige und urbane Lebens- und Begegnungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu erhalten bzw. neu zu schaffen.

Bau- und Raumqualitäten:

Neben den baulich-räumlichen Charakteristika der Quartiere und der öffentlichen Räume sind die räumlichen Übergänge zwischen den Stadtteilen gerade in den Stadtrandbereichen sowie zu den Umlandgemeinden aktiv zu gestalten und Entwicklungsziele zu definieren. Nicht nur bei großen Entwicklungsprojekten sollte sowohl die baulich-architektonische als auch die landschaftsgärtnerische Stadtqualitäten in den Fokus rücken. „Konsequent qualitätssichernde Verfahren“ sind auch für den baulichen Alltag der Einzelprojekte unverzichtbar.

 

Die Aussagen des ISTEK zu den derzeit besonders hitzig diskutierten Themen Klimaschutz und Mobilität sind eher diffus und allgemein gehalten. Klar ist, Klimaschutz und stadtverträgliche Mobilität müssen integrale Bestandteile der räumlichen Entwicklung der Stadt sein. Einmal mehr wünschte man sich eine Detaillierung und die Benennung der dazu geeigneten Instrumente. Klar ist ebenfalls, dass der Umgang mit den im ISTEK dargestellten Gefahren und Belastungen – Luft, Lärm, Verkehrsdichte, Bodenversiegelung usw. – sowie das prognostizierte Bevölkerungswachstum nur in Kooperation und im Einklang mit den Kommunen des Rhein-Main-Gebietes gelingen kann. Insofern ist gerade eine Vernetzung mit den Städten und Gemeinden in der Nachbarschaft und deren Stadtentwicklungskonzepten notwendig. Die im BDA organisierten Frankfurter Architekten und Stadtplaner identifizieren sich mit dem genannten Ziel „das Wachstum nachhaltig zu gestalten“. Dies gilt es nun zügig fortzuschreiben, zu präzisieren und umzusetzen.

 

Im Namen des Vorstandes der Gruppe Frankfurt, Wolfgang Dunkelau und Moritz Kölling

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