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BDA Kassel – Studienpreis 2019

4. September 2019

Im Rahmen der Ausstellung „FahrRad – die Rückeroberung der Stadt“ des Kasseler Architekturzentrums (KAZimKUBA) in der documenta-Halle wurde am Abend des 2. September der Studienpreis des BDA Kassel an Studierende der Universität Kassel vergeben. Die prämierten Arbeiten sind noch bis Sonntag, dem 8. September 2019 in der documenta-Halle zu sehen.

Jedes Jahr leisten Studierende im Rahmen ihres Studiums hochwertige Entwurfsarbeit. Die BDA Gruppe Kassel vergibt jährlich den Studienpreis des Bund Deutscher Architekten im Land Hessen e. V. an herausragende Arbeiten eines jeden Jahrgangs der Universität Kassel. Ergänzend zu der Ausstellung „FahrRad – die Rückeroberung der Stadt“ des Kasseler Architekturzentrums (KAZimKUBA) in der documenta-Halle waren diesmal Studierende gefragt, sich mit dem Thema „Transformation der Stadt“ zu beschäftigen. Zugelassen waren Arbeiten der Winter- und Sommersemester 2018/19 des Fachbereiches ASL, die sich im weitesten Sinne mit dem Thema „Fahrrad“ beschäftigen.

Die unterschiedlichen Arbeiten wurden in mehreren Rundgängen anhand der in der Jury gemeinsam entwickelten Kriterien beurteilt: Komplexität der Aufgabe, Städtebauliche Qualität, Hochbauliche Qualität, Landschaftsplanerische Qualität, Entwerferische Qualität, Gestalterische Umsetzung, Graphische Darstellung, Bezug zum Thema Fahrrad/Radausstellung, Bezug zu Kassel.

Aufgrund der vielfältigen und hohen Qualität der eingereichten Arbeiten entschied sich die Jury einstimmig, statt zwei erste Preise insgesamt vier gleichwertige Auszeichnungen zu vergeben. Das Preisgeld wurde entsprechend neu aufgeteilt. Zusätzlich erklärte sich das Verkehrsplanungsbüro LK Argus bereit, eine Arbeit als Sonderpreis anzukaufen. Daraus ergaben sich vier „erste“ Preise (Preisgeld jeweils 250 €) als Auszeichnung und ein Sonderpreis (100 €) als Anerkennung.

Auszeichnungen erhielten:

Bild: Oliver Berger
Bild: Oliver Berger
 

Arne Buls für das Projekt „Ra(n)dstadt Kassel Bettenhausen“, Fachgebiet Städtebau: Auto ade? – Platz für ein neues Stadtquartier im Kasseler Osten. Die Rückeroberung der autogerechten Stadt am Beispiel der Leipziger Straße.
Aus dem Protokoll der Jury: „Die Arbeit überrascht mit dem Aufzeigen eines Flächenpotentials in Bettenhausen, Richtung Forstfeld, mit einer qualitativ hochwertigen Nutzung bestehender und neuer Baustrukturen entlang der alten Bahntrasse, und damit verbunden ein Fahrradschnellweg mit einem Park. Die konkrete Vernetzung des Quartiers mit Fahrradwegen schließt auch Fly-Over und kreuzungsfreie Überfahrungen ein und gibt somit einen Hinweis, wie ein Radschnellweg zum Meißner innerhalb des Kasseler Stadtgebietes gelingen kann. Im Masterplan wird dabei auch jetzt schon die Parkierung der Fahrräder in der Baustruktur berücksichtigt. Der chiffrenartig, ohne ein korsettartiges formales Konzept entwickelte Städtebau deutet an, das sowohl der Bestand aufnehmbar als auch als Mitte ein neues Forum gestaltet werden kann und sich so ein innovatives Quartier im Kasseler Osten herstellen lässt. Dies wird durch die Jury mit einem Preis ausgezeichnet.“

 

Bild: Oliver Berger
Bild: Oliver Berger
 

Jasmin Schwerdtfeger, Patricia Erenstein, Alena Fischer, Jan Kaltenbach, Long Ye, Cara Noreen Frey für das Projekt „2°+VeloQuality“ Fachgebiet Landschaftsarchitektur I Technik, Forschungsstelle Klimadynamik.
Aus dem Juryprotokoll: „Positiv bewertet die Jury den innovativen Ansatz, auf digitaler Ebene ein Werkzeug zu entwickeln, dass mit messbaren Parametern die Radfahrqualität einer Stadt analysiert und über diese Auskunft gibt. Bestehende Bewertungssysteme, wie z.B. der ADFC-Radklima-Test, könnten mit einer solchen Methodik faktenbasierend erweitert werden. Die Radfahrqualität in der Stadt Kassel dient bei diesem Projekt als Grundlage für ein übergeordnetes Bewertungssystem, das auf andere Städte übertragbar ist. Die Art der Ausarbeitung und die gute plakative Präsentation trägt zur positiven Gesamtbewertung dieser Arbeit bei.

 

Bild: Oliver Berger
Bild: Oliver Berger
 

David Sadowsky und Axel Lippmann für „Radhäuser, Flexible Matters“, Fachgebiet eek – Experimentelles Entwerfen und Konstruieren.
Aus dem Juryprotokoll: „Zu der Frage, ob Fahrradparkhäuser immer denselben baulichen Mustern folgen müssen, gibt diese Arbeit eine erfrischende Antwort. In einer dynamisch angelegten Skulptur werden die Fahrräder zur Aufbewahrung untergebracht, indem sie über ein Schwebeschienensystem auf den verschlungenen Pfaden der Skulptur spielerisch in Parkposition verschwinden. Dabei wird zwischen öffentlichem Parken für Fahrräder und vermieteten Abstellplätzen unterschieden. Schlüssig wird der Ansatz durch die Symbiose mit dem historischen Gebäude des K19. Im Kontext der benachbarten Bebauung erscheint die Größenausdehnung der Skulptur mit Bedacht gewählt. Kokonartige Teilüberdachungen schützen die geparkten Fahrräder vor Witterungseinflüssen und verleihen der Skulptur die gewünschte Leichtigkeit der Stahlkonstruktion. Über eine Zäsur im Dach des Altbaus wird eine Treppe herausgeführt, die einen Rundweg auf der Skulptur erschließt. Das Preisgericht würdigt bei diesem Einstiegsprojekt die gelungene Auseinandersetzung mit dem gestellten Thema Fahrrad und dem Umgang mit historischer Bausubstanz.“

 

Bild: Oliver Berger
Bild: Oliver Berger
 

Jonathan Seger, Kendra Rebbe für „Lebendiger Freiraum: Straße. Typologien. Atmosphäre. Konstruktionen.
Aus dem Protokoll der Jury: „Das Projekt besticht durch die gelungene Auseinandersetzung von Atmosphäre und technischen Notwendigkeiten. Die Verfasser beziehen sich auf ein Zitat des dänischen Stadtplaners Jan Gehl, worin es ein Wechselspiel der Gestaltung und der zugehörigen Akteure geben sollte. Anhand des Grünen Weges wird konkret in Kassel das Beispiel einer innerstädtischen Radwegeverbindung aufgezeigt, die aus einem tristen Straßenraum einen Freiraum mit hoher Qualität erarbeitet, indem Einzelmaßnahmen wie eine Bike-Parcours oder Baumpflanzungen ein großes Ganzes ergeben. Ebenso würdigt das Preisgericht die dargestellte Herangehensweise, die skizzenmäßigt den „gefühlten Bestand“ erfasst und daraus in nachvollziehbaren Schritten den endgültigen Entwurf entwickelt und diesen dann in eine präzise und verständliche Planungsanweisung umsetzt.“

 

Bild: Oliver Berger
Bild: Oliver Berger
 

Eike Rothauge, Manuel Keller, Sophie Kahnt erhielten eine Anerkennung für „Puzzle Deinen Straßenraum“.
Aus dem Protokoll der Jury: „Das Tool „Bau Deine Straße“ ermöglicht es, Fachleuten und Laien aufzuzeigen, wie der knappe Straßenraum unterschiedlich genutzt werden kann. Damit kann verdeutlicht werden, dass der Straßenraum nur einmal verteilt werden kann, und dass bei Berücksichtigung aller Belange Kompromisse notwendig sind. Es kostet nicht viel, schafft Sichtweisen und Erkenntnisgewinn und verhindert Fehlplanungen. Wir wünschen uns ein solches Tool in allen zukünftigen Straßenraum-(Um-)Planungsdiskussionen und würdigen den pragmatischen, dabei aber spielerischen Ansatz.“

Die Jury unter Vorsitz von Prof. Alexander Reichel wurde gebildet von Oliver Berger, Uwe Hoegen, Guido Höfert, Danuta Radtka, Annika Sänger und Michael Volpert.

Folgende Themen wurden von den Studenten bearbeitet:

1)     Radhäuser: im Einführungsprojekt wurden räumliche Visionen für die zukünftige Fahrradarchitektur der Uni Kassel entwickelt (Prof. Frank Stepper, Dr. Timo Carl)

2)     Flexible Matters: Entwurfsseminar zu Formfindung und Leichtbau innovativer Fahrradplatzüberdachungen. (Prof. Frank Stepper, Dr. Timo Carl)

3)     Studio Kassel IV: Auto ade? – Platz für ein neues Stadtquartier im Kasseler Osten. Die Rückeroberung der autogerechten Stadt am Beispiel der Leipziger Straße. (Dipl.-Ing. Marco, Dipl.-Ing. Marc Köhler)

4)     Fahrrad und Freiraum: Das Seminar betrachtete planungspolitische Diskussionen, Entwürfe, Projekte und Konfliktfelder rund um das Fahrradfahren in der Stadt. (Prof. Dr. Stefanie Hennecke, Dr. Thomas Hauck)

5)     Share the Street: Was passiert, wenn die Untere Königsstraße temporär zur Fahrradstraße umgewidmet wird? Was eine temporäre Fahrradstraße in Kassel wirklich bringt, wissen wir nicht. Also: Einfach mal machen und dann evaluieren. Das bringt Erkenntnisgewinn! (Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefanie Bremer, Dipl.-Ing. Alexander Gardyan)

6)     2° + VeloQuality: Mit einer multi-layer Netzwerkanalyse werden in Kassel Routen und neuralgische Planungsorte der nicht motorisierten Akteure im Straßenraum erfasst, interpretiert und konzeptionell übersetzt. (M.Sc. Lucas Büscher, Dr.-Ing. René Burghardt)

7)     Lebendiger Freiraum: Straße! Ziel des Projektes ist das Potential der Aufenthaltsqualität des Straßenraumes zu erkennen, um ein funktionierendes Freiraumkonzept für einen konkreten Straßenraum in Kassel zu entwerfen. (Prof. Wigbert Riehl, Dipl.-Ing. Dorothee Quentin)

Die Arbeiten sind in der Ausstellung noch bis Sonntag, dem 8. September 2019 täglich von 16–19 Uhr, Sa. ab 13 Uhr und So ab 11 Uhr in der documenta-Halle zu sehen.

BDA Gruppe Kassel

 

Hintergrund

Der Bund Deutscher Architekten BDA im Lande Hessen e.V. lobt jährlich den BDA Studienpreis aus. Dieser Preis ist ein Förderpreis für den Architektennachwuchs und bietet jungen Studierenden die Möglichkeit, sich zu profilieren und zu positionieren. Der regional in den einzelnen Gruppen des BDA Hessen organisierte Studienpreis richtet sich an die jeweiligen Architekturfakultäten in Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Kassel und Mittelhessen. Mit der Auslobung dieses Studienpreises verweist der BDA auf die Verantwortung der Architektenausbildung als Grundlage für die künftige Qualität der gebauten Umwelt. Die kulturelle Bedeutung des Planen und Bauens soll bewusst gemacht werden.

Rückfragen zum Bildmaterial bitte per E-Mail an kontakt@bda-hessen.de.

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