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3. Symposium BIM Cluster Hessen e.V.

12. Dezember 2019

Am 7. November 2019 fand in Frankfurt das 3. Symposium des BIM-Cluster Hessen e.V. statt. Für den BDA Hessen nahm Guido Höfert am Symposium teil, der die Veranstaltung im Folgenden resümmiert:

„Ich plane, also BIM ich“

Zum dritten Mal hat der BIM-Cluster Hessen e.V. ein großes Symposium organisiert und dabei ein breites Themenspektrum zusammengestellt. Dieses Symposium hat einen Blick auf den Stand der Digitalisierung bei Planungs- und Baubeteiligten in Deutschland geöffnet. Gleichzeitig ist diese Veranstaltung ein wichtiges Netzwerktreffen, bei dem Architekten in viel größerer Zahl vertreten sein müssten. Die Veranstaltung zeigt, dass Konzerne bei der Digitalisierung die Nase vorne haben. Insbesondere die großen Baukonzerne sind gut aufgestellt und technisch/organisatorisch dazu in der Lage, BIM-Projekte abzuwickeln. Die Vorteile der höheren Planungsqualität und der verbesserten Wettbewerbsfähigkeit sind in dieser Veranstaltung weitgehend als selbstverständlich anerkannt. Die Unterschätzung der Relevanz des Themas BIM wird als Risiko eingeschätzt.  

Die Präsentationen der Vorträge sind zugänglich unter www.bim-cluster-hessen.org

Zusammenfassung der Eindrücke und wichtigsten Erkenntnisse:
Die Baubranche ist der wichtigste Wirtschaftszweig in Deutschland – Effizienzsteigerungen durch Digitalisierung für die wachsende Community der BIM-Anwender sind evident. Der Trend – so ist man sich sicher – wird sich fortsetzen; auch wenn die praktische Umsetzung derzeit hinterherhinkt. Wegen des zunehmenden Fachkräftemangels wird die Branche effektiver werden müssen und die spezifischen Prozesse durch BIM optimiert werden können. Wer digital gut aufgestellt sei, arbeite in der Regel wirtschaftlicher. Nachholbedarf sei immer mit höheren Kosten für den Betrieb verbunden als eine stetige technologische Angleichung.

Im internationalen Vergleich steht Deutschland auf Platz 20, gleich nach Mexiko. Auf einer GartnerKurve sieht man sich nun nach dem Hype (überzogene Erwartungen) und dem Tal der Enttäuschungen auf dem Weg der Erkenntnis – 2018 zeigt das Gartner-Diagramm den „digital twin“ noch auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen. Hier gehen die Einschätzungen also auseinander, grundsätzlich ist man sicherlich auf dem Weg zum „Plateau der Produktivität“.

Im direkten Vergleich mit einem konventionellen Planungsprozess – eine Evaluation, die sich die Deutsche Bahn geleistet hat – wurden die Effizienzvorteile des BIM-Prozesses bestätigt: bessere Planungsergebnisse, reduzierte Projektrisiken, verbesserte Kommunikation, erhöhte Wirtschaftlichkeit.

Die planen-bauen 4.0 GmbH wurde vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und dem Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat mit dem Aufbau eines BIMKompetenzzentrum beauftragt. Es soll zentrale Anlaufstelle des Bundes für Fragen zum Thema der Digitalisierung des Bauwesens, Qualitätssicherung und Koordination von BIM-Aktivitäten sein (BIMPortal mit Datenbanken, AIA, BAP, Austauschplattform).

Dass die Hessische Landesregierung das Thema Digitalisierung ernst nimmt, wird zum einen durch die Förderung des BIM Cluster Hessen e.V. deutlich und zum anderen dadurch, dass diese Veranstaltungsreihe unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir steht.

Statements und Informationen einzelner Vortragender:
_Kompetenzen (Züblin: 44 BIM-Manager… und noch viel mehr BIM-Koordinatoren mit einer umfassenden Fortbildung von Nicht-Architekten): es sind deutlich mehr digitale Kompetenzen aller Planungs- und Baubeteiligten erforderlich.

_Changemanagement: Widerständler, Bremser und Skeptiker argumentativ (durch persönliche und sachliche Aspekte) überzeugen.

_Kommunikation im Planungsprozess: Heraklith von Ephesus: „Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung“. Wie gehen wir mit der ständig sinkenden Halbwertzeit von Wissen um (Änderungen von Normen, Richtlinien, Gesetzen,…)? Mit welcher Strategie begegnet man den häufig auftretenden Änderungen von Vorgaben und Wünschen?

_BIM ist nur ein Teil der Digitalisierung, die 3D-Modellierung nur ein Teil von BIM. Zentrale Rolle spielen künftig die immer mehr werdenden Daten und deren Auswertung: Daten spielen im gesamten Planungsprozess eine zentrale Rolle. Wichtiger werden sie im Gebäudebetrieb und später bei der Wertermittlung beim Verkauf – und final beim anstehenden Rückbau der Immobilie. Und vor dem Hintergrund der geringen Margen in der Baubranche ist es nicht naiv zu behaupten, dass der Wert der Daten größer ist, als der des Gebäudes.

_Sichtweise: Auch wenn die digitale Umstellung mit Investitionen verbunden ist: die Chancen von BIM sind größer als die Risiken.

_BIM ist je nach Zieldefinition anders und müsste „Building Information Management“ heißen, da es primär um die Handhabung einer Unmenge von Daten geht. Im BIM-Prozess wird geklärt, wer wann von wem auf welchem Weg, wie beschaffene Daten bekommt.

_Grundlagenermittlung: AIA – Projektziele sind Lieferleistung des Arbeitgebers (Für ein Schiff, das seinen Hafen nicht kennt, steht jeder Wind ungünstig).

_Positionspapier des Arbeitskreises „Digitalisiertes Bauen“ des Verbandes der Deutschen Bauindustrie: Technisches Positionspapier BIM im Hochbau unter https://www.bauindustrie.de/presse/presseinformationen/positionspapier-bim-im-hochbau/

_BIM und TGA-Planung: Die Software ist derzeit in der Lage, Leitungen und Trassen parametrisch zu handhaben und die erforderlichen Durchbrüche entsprechend zu dimensionieren und assoziativ mit Änderungen der Trassenführung zu verknüpfen. Dämmstärken der Leitungen und Kanäle sowie die Wand- bzw. Deckenhalterungen werden ebenso berücksichtigt. Zur Abstimmung mit Architekt und Tragwerksplaner werden die Durchbrüche in proprietären Systemen mittels Datenbank übertragen, oder eben per ifc in das jeweilige CAD-System eingelesen. Erst wenn die Lage abgestimmt ist, werden die Durchbruchselemente im Architekturmodell übernommen.

_Die Menge der Objekte und Attribute der Gebäudetechnik liegt (im „As-Built Model“) deutlich über der der Baukonstruktion – geschätzt sind es ca. 5 – 6 mal so viele. Dementsprechend liefern einige Produkthersteller (z.B. aus dem Bereich der Lüftung) Objekte mit umfassenden Daten VDI-Richtlinien konform für die jeweilige Planungsphase – der digitale Produktzwilling, der die Geometrie abbildet, und mit technischen Daten, Spezifikationen, Zertifikaten sowie Bestellinformationen und Ausschreibungstext verknüpft ist. Schließlich sind für die Betriebsphase Wartungs- und Betriebsinformationen verfügbar.

_CO2-Footprint: Mehrfach wird gefordert, künftig die CO2-Bilanz von Bauteilen zu hinterlegen um damit letztendlich den CO2-Fußabdruck des gesamten Gebäudes in jedem Planungsstadium ablesen zu können – zunächst als Planungshilfe, um die enormen Aufgaben, die zum Klimaschutz anstehen, effizienter bewerkstelligen zu können.

In der Podiumsdiskussion „Perspektive 2030 – was ist bis dahin vorstellbar?“ wurden folgende Statements gegeben:
_Nachhaltigkeit – der CO2-Footprint muss sich im Gebäudemodell/in der Datensammlung abbilden. Es wäre dann möglich, eine Baugenehmigung nur bei CO2-Neutralität des Gebäudes zu erteilen.

_Durch Digitalisierung werden mehr Präzision und damit eine höhere Ausführungsqualität erzielt – bei weniger werdenden Handwerkern könnte dies eine wichtige Qualität werden.

_Durch die heranwachsenden „digitale natives“ wird sich die Digitalisierung der Arbeitswelt signifikant entwickelt haben und die verfügbaren Technologien zielgerichtet eingesetzt werden können.

_ Open BIM ist digitaler Standard

Guido Höfert, Architekt BDA, HHS Planer + Architekten AG

Links:
www.bim-cluster-hessen.org
www.kompetenzzentrum-planen-und-bauen.digital
www.planen-bauen40.de/