Foto: David Matthiessen

Preisträger BDA Preis Bayern 2016

Gymnasium Ergolding

Ergolding

Foto: David Matthiessen

Gymnasium Ergolding

Ergolding
Projekt
Gymnasium Ergolding
Architekt
Behnisch Architekten, Stuttgart mit Architekturbüro Leinhäupl + Neuber, Landshut
Bauherr
Landratsamt Landshut

Das zentrale Element des Hauses ist die von Licht durchflutete Pausenhalle. Sie übernimmt neben ihrer eigentlichen Funktion auch die des Zugangs zur Schule. Darüber hinaus bietet sie einen besonderen Raum für den alltäglichen Schulbetrieb und Schulveranstaltungen. Die davon abgehenden Flure sind als breitere, vorgelagerte Bereiche eine Erweiterung der Klassenräume und Orte für Begegnungen außerhalb des Unterrichts zwischen Lehrern, Schülern und Eltern. Diese sogenannten Lernlandschaften unterstützen die pädagogische Arbeit maßgeblich. Die Unterrichtsräume des Gymnasiums Ergolding sind vielfältig nutzbar und richten sich dabei nach den Bedürfnissen der Kinder. Sowohl bei Gruppenarbeit mit hohem oder niedrigem Lärmpegel als auch bei freier Stillarbeit, konzentrierter Einzelarbeit oder Bewegungspausen ermöglicht die Architektur die entsprechende Lernumgebung. Sie werden ergänzt durch Differenzierungsräume, in denen Schüler in Kleingruppen gezielt in bestimmten Bereichen individuell gefördert werden können.

Preisträger

BDA Preis Bayern 2016 – Bauen für die Gemeinschaft

Beurteilung der Jury:
Ist das Gymnasium das Schloss der Gegenwart? Der imposante und großzügige Bau für staunenswerte Treppenanlagen, Räume und Farbspiele, wo architektonische Verschwendung und barocke Vielfalt möglich sind, wo man räumliche Erhabenheit lernt und sich gerne dem Prunk hingibt? Es braucht nur ein paar Sekunden in der überwältigenden Pausenhalle des Ergoldinger Gymnasiumsbaus, um ein demokratisches Gefühl von Fürstlichkeit zu erleben, das diese komplexe, verspielte und farbenprächtige Architektur auslöst.
Leichtfüßige Treppenanlagen ziehen sich in unterschiedlichsten Winkeln und Wegen durch das haushohe Atrium, knallige Wandfarben definieren die vier Stockwerke, die sich auf jeder Ebene in eine andere Richtung durch große Fensteröffnungen zur Außenwelt öffnen. Nichts ist hier stur, streng oder allwissend, sondern eine gebaute Aufforderung, sich eigene Wege zu suchen.
Das verspielte Schulkonzept des Bürogründers Günther Behnisch, mit dem er der gebauten Pädagogik über Jahrzehnte seinen Stempel aufdrückte, lebt hier im verschlungenen Straßengrundriss einer mittelalterlichen Stadt neu auf. Flure öffnen sich zu Plätzen, Funktionsräume zu Höfen und Grünflächen, um welche Ecke man auch immer kommt, die Perspektive ist eine andere. Die Großzügigkeit von Raum, Licht und Farbe in immer neuer Figuration sorgt für einen Rausch der Abwechslung.
Die alte metaphorische Lehre von Günter Behnisch, nach der gebaute Transparenz der beste Ausdruck von Demokratie und gesellschaftlicher Offenheit sei, dekliniert sich durch das gesamte Gebäude und erzeugt eine wirklich befreiende Stimmung. Und das Raumprogramm inklusive Freilichttheater, Bibliothek, Meditationsräumen für Lehrer und Schüler und einer offenen gelben Kantine mit großem Hofgarten unterstreicht das Gefühl von pädagogischem Luxus, das den Besucher in diesem korallfarbigem Gymnasiums-Schloss schon beim Eintritt berührt. Wer hier nicht gerne Schüler ist, der wird vermutlich nie ein guter Demokrat.

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