Jörg Hempel

Campus-Brücke in Mainz


Koblenzer-Straße, 55116 Mainz

Jörg Hempel

Campus-Brücke in Mainz


Preisträger BDA-Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2018 Anerkennung
Projekt
Campus-Brücke in Mainz
Architekt
Schneider+Schumacher und Schüßler Plan
Bauherr
Stadt Mainz

Aus der Juryentscheidung

Die Neue Campus-Brücke ritzt sich mit scharfen Kanten in das Wahrnehmungsgedächtnis. Als eine nachts beleuchtete, schnittige Überquerungsskulptur, die über eine Schnellstraße die Hochschule Mainz mit der Johannes Gutenberg-Universität mit einer Busspur verbindet und über die die Arena des FSV Mainz 05 fußläufig zu erreichen ist. Futuristisches Reptil, dynamisches Origami, eleganter Krake, Kulisse eines expressionistischen Stummfilms, das semi-integrale Sichtbetonbauwerk von schumacher+schneider und Schüßler-Plan löst vielfältige Assoziationen aus. Zudem überzeugt es durch die komplexe Form- und Tragwerkslogik, durch die eine funktionale Tragform in eine ästhetische Gesamtform überführt worden ist. Sinnfällig die Idee, die steil geneigten Brückengeländer aus dreiecksförmigen Betonscheiben als Überwurfschutz zu nutzen. Konsequent, dass die Neigung in einem gefalteten Querschnitt überführt und auch in der sogenannten Längsentwicklung weitergetragen wurde. Wie unter Spannung steht das Bauwerk auf zwei mit dem Überbau monolithisch verbundenen Beinen. 

Eine kongeniale Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren, bei der aus gewöhnlichen Baumaterial Außergewöhnliches entstanden ist.

Die neue Campus-Brücke verbindet den neuen und alten Universitätscampus in Mainz und ist darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil im Verkehrskonzept „Stadion und Campuserweiterung“. Da das Bauwerk eine sehr öffentlichkeitswirksame Lage hat und darüber hinaus eine Eingangssituation für viele Besucher der Stadt Mainz darstellt, wurde im Jahr 2008 ein Wettbewerb in Form eines Plangutachtens durchgeführt. Die Arbeitsgemeinschaft schneider+schumacher und Schüßler-Plan ging als Wettbewerbssieger hervor. Die Brücke wurde im August 2015 fertig gestellt.

Durch das spezielle Seiten- und Längenverhältnis und dem weiten Ausblick, der sich von der Brücke auf das Rheintal bietet, wird die Brücke selbst zu einem interessanten Ort – einem Treffpunkt zwischen den beiden Universitätsstandorten. Von der Anfahrtsstraße aus betrachtet fungiert sie als weit sichtbares Symbol für die Universität. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, konzipierte schneider+schumacher eine Brücke aus Beton, deren „gefaltete“ Flächen der Untersicht und Brüstung dem tatsächlichen Kraftverlauf in der Brücke folgen. Dadurch entsteht eine Form, die vielfältige Assoziationen erlaubt. Die Brücke wirkt geometrisch, digitalisiert, eigenständig in der Form und intelligent konstruiert. Form- und tragwerkslogisch entwickeln sich die beiden Stützen aus der Untersicht der Brücke. Ebenfalls aus der Formlogik ergibt sich ein scharfer Brüstungsbereich, der das Geländer weit weg hält von der eigentlichen Kante der Brücke. Die Geländerinnenseiten auf der Brücke und die Untersicht lassen sich mit geringer Lichtleistung effektvoll beleuchten, um den Anspruch der Universität auch nachts zu verdeutlichen und gleichzeitig die Buswartebereiche, Treppen und Rampen angemessen zu beleuchten. Die Schrägen im Schnitt zu den Kanten der Brücke hin bieten den Nutzern der Rampen mehr Kopffreiheit und lassen die Brücke leicht und schnittig erscheinen.