© Anne Bader

Ein Zuhause für Alle

Löbbeckestraße 2, 40239 Düsseldorf

© Anne Bader

Ein Zuhause für Alle

Preisträger Architekturpreis Düsseldorf 2023 Lobende Erwähnung
Projekt
Ein Zuhause für Alle
Architekt
Konzeption: Projektgruppe BDA Düsseldorf | Hochbauplanung: Atelier Fritschi + Stahl | Außenanlagenplanung: VERHAS Architektur und Landschaft
Bauherr
SWD Städt. Wohnungsbau-GmbH & Co. KG Düsseldorf

© Anne Bader
© Anne Bader

 

Das eingereichte Projekt „Wohnen für Alle“ ist ein Besonderes in jeder Hinsicht. Allein schon die Entstehungsgeschichte dieses Bauvorhabens ist einmalig. Ein Team des BDA Düsseldorf hat auf einem von der Stadt Düsseldorf bereitgestelltem Grundstück einen Entwurf für Wohnraum für Geflüchtete konzipiert. Die Initiative soll entstanden sein nach einem BDA-Symposium zu angemessenen Lebensräumen für Geflüchtete. Der damalige Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte die Idee, ein „besonderes Haus“ für Geflüchtete und für Wohnungssuchende zu bauen. Der BDA fühlte sich gefordert und bot an, die Planung eines solchen Hauses zu übernehmen: ein Haus für Flüchtlinge und für Wohnungssuchende, die auf preiswerten Wohnraum angewiesen sind.

In weiterer Hinsicht besticht das Objekt auch in der Konstellation der Zusammenarbeit zwischen Planungsteam, der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Düsseldorf als Bauherr, dem Planungsamt der Stadt Düsseldorf, der Hinzuziehung von Geflüchteten, die ihre Vorstellungen vom Wohnen in ihrer neuen Heimat eingebracht haben und dem für die Ausführung übertragenem Architekturbüro.

Weiterhin überzeugt das Objekt durch die gelungene städtebauliche Einordnung in den Bebauungsplan, mit einem langgestreckten Flachbau und einem turmartigen, die Gesamtbebauung abschließenden Kopfbau. Er wirkt wie ein Eingangstor von der Parklandschaft zum Eingang des Wohnprojektes.

Besonders hervorzuheben ist die grundrissliche Gestaltung, da das Baukastensystem in der gerasterten Bauweise, die unterschiedliche Wohnungsgrößen durch das Zuschalten von Raummodulen von 1- bis 5-Raumwohnungen und Stockwerken zu Maisonette-Wohnungen, zulässt. Ebenso gilt dies für die eingestreuten, behindertengerechten Wohnungen.

Beispielhaft ist es, durch den von der Fassade abgelösten Laubengang vor den Wohneinheiten, individuelle Vorplätze und somit einen fließenden Übergang vom gemeinschaftlich genutzten Außenbereich, über halböffentliche Erschließungszonen, bis hin zu den privaten Individualbereichen geschafften zu haben. Die Erschließung wird zum erweiterten Wohnraum und bietet den Bewohnern einen Ort der Kommunikation. Interessant ist dabei die zugeordnete Küche als wichtigen Aufenthaltsort und zentralen Begegnungsraum innerhalb des Individualbereiches.

Nicht zuletzt besticht das Objekt mit der Einrichtung eines von einer Quartiersmanagerin geleiteten Gemeinschaftsraumes für unterschiedliche Aktivitäten der Bewohner. Eingerichtet ist dieser von der Spende des Entwurfshonorars des BDA Düsseldorf.

Auch ist von der Jury hervorgehoben das Grünkonzept zum Objekt. Es sind die „welcome gardens“, in denen den Bewohnern Fläche zur Verfügung gestellt wird, auf welcher sie ihr Herkunftsland gärtnerisch darstellen können. Ökologisch gut konzipiert ist der große Dachgarten über dem 5. Obergeschoss.
Baukultur hat mit Ethik und Ästhetik zu tun, nicht zuletzt mit Sozialbewusstsein, Umweltbewusstsein, Leistungswillen, ökologischer Vernunft, kreativer Phantasie und künstlerischem Potential.

Das eingereichte Objekt überzeugt die Jury in seiner Auseinandersetzung mit dem Thema ‚preisgünstiges Bauen in architektonisch anspruchsvoller Art’, der städtebaulichen Einordnung, in seiner flexiblen Nutzung und nach den Auslobungskriterien „Alleinstellungsmerkmal und gesellschaftliche Relevanz des Projektes“, der „Nachhaltigkeit im Sinne der Zukunftsfähigkeit, gestalterisch, wirtschaftlich, sozial-gesellschaftlich“ und nicht zuletzt durch die erstaunliche Entstehungsgeschichte.

Eine Auszeichnung wäre diesem Objekt sicher, wäre nicht das Dilemma, dass sich der Auslober BDA Düsseldorf auch als Entwurfsverfasser zeichnet. Deshalb hat die Jury einstimmig beschlossen, diese Arbeit mit einer Lobenden Erwähnung auszuzeichnen.