© Julia Schambeck

Zentralbibliothek Mönchengladbach

Blücherstraße 6, 41061 Mönchengladbach

© Julia Schambeck

Zentralbibliothek Mönchengladbach

Preisträger Architekturpreis Linker Niederrhein 2023 Auszeichnung
Projekt
Zentralbibliothek Mönchengladbach
Architekt
Schrammel Architekten Stadtplaner, Augsburg
Bauherr
Stadt Mönchengladbach

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Undogmatisch und frei von Ideologie wird hier bestehende Architektur für zeitgemäße Bedürfnisse adaptiert und aktualisiert. Unweit des Hauptbahnhofs und unmittelbar am Adenauerplatz gelegen erreicht die Zentralbibliothek Mönchengladbach diese Aktivierung durch wenige, klug gesetzte architektonische Eingriffe. Entlang der Blücherstraße wird ein Gartenhof in die Erde gegraben und ein von der Straße abgerückter eingeschossiger Baukörper eingefügt, der den Bestand der Bibliothek mit dem neuen, geschützten Außenraum verbindet, das Straßenniveau jedoch nicht übersteigt. Im Nordosten des bestehenden Baus erweitert eine neue Winkelfigur das Ensemble. Sie funktioniert im Inneren als zweigeschossiger, großzügiger und heller Verteiler, von dem der Archivturm, die Bücherhallen und das neue Café gleichermaßen erreichbar sind. Folgerichtig finden sich hier die Schalter für Information und Ausleihe. Der davorliegende kleine Platz wird von der einzigen erhaltenen historischen Platane beschattet und durch die Außengastronomie des Cafés belebt.

Im Inneren findet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Orte und Situationen: von einer Kletterwand und höhlenartigen Holzmodulen über, durch farbige Vorhänge abgeteilte, kreisrunde Separees und eine mit Plattenspielern ausgestattete Vinylbar hin zu einer Gaming Area und einem Maker Space. Kastenfenster, Fassadenfließen und alte Fenster werden im Inneren fast wie Spolien behandelt und legen die Zeitschichten des Hauses offen. Der tiefliegende Hof mit der Skulptur „Das Gespräch“ von Peter Haak lädt im Sommer zum Lesen im Freien und zu gemeinschaftlichen Veranstaltungen ein. Der leicht schräg darüber hinweglaufende Steg aktiviert das Grundstück als Fußweg, sodass der Raum direkt an der Straße für Pflanzungen frei bleibt und gleichzeitig der Innenhof möglichst weit an die Grundstücksgrenze wächst. Potenziell pathetisch macht dieser Eingriff jedoch angemessen klar, dass der Weg und damit der Ort als etwas Besonderes in der Stadtgesellschaft erkannt werden. So wird die Zentralbibliothek ein im städtischen Umfeld präsenter Bau, ein inklusiver Ort ohne Barrieren, der alle Mitglieder der Stadtgesellschaft gleichermaßen einlädt und somit zu dem, was in der Soziologie als „soziale Tankstelle“ bezeichnet wird: Ein geschützter Raum, in dem wir uns über unsere jeweiligen Milieugrenzen hinweg niederschwellig begegnen können.